Die Geschichte des Ortes und der Pfarre Thaya
Thaya ist eine der ältesten Siedlungen am Thayafluss. Der Flussname Thaya wird 985 als „Taja“ erstmals urkundlich erwähnt. Die Namensform ist mit dem spanischen Tagus (Tajo) verwandt und enthält die indogermanische Wurzel tav ‚still, ruhig‘. Eine andere Erklärung leitet der Name Thaya vom illyrischen Dujas ab, das so viel wie ‚rauschender Fluss‘ bedeutet, jedoch dem Charakter des Flusses wenig entspricht. Im Slawischen wurde aus Taja ‚Dyje‘. Die einwandernden Bayern hängten aha ‚Fluss‘ an, woraus der 1175 urkundlich erwähnte Ortsname Tiahe hervorging. Das Thayatal war schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt durch die Illyrer und Kelten. Die zahlreichen, sich aus dem Slawischen ableitenden Namen der Ortschaften um Thaya; Eggmanns, Jarolden, Niederedlitz, Oberedlitz, Schirnes und die slawischen Hügelgräber im Hartwald bei Thaya weisen auf eine slawische Besiedlung hin.
Die endgültige Besiedlung und Kultivierung des Gebietes vollzog sich vom 10. bis zum 12. Jhdt. durch Siedler aus dem bayrisch-fränkischen Raum unter den Grafen von Raabs, die den Siedlern meist Waldland für 30 Hofstätten und einen Meierhof übergaben. Auch Klöster waren unter den Kolonisatoren, woran die Ortsnamen Münchreith, Pfaffenschlag, Zwettlern und Gastern erinnern. Kleinzwettl und Gastern wurden 1150/1160 gegründet.
Thaya war schon damals Pfarrort, sodass in den klösterlichen Neugründungen zwar Kirchen erbaut, aber nicht gleichzeitig Pfarren gegründet wurden. Als Hauptort der Grafschaft von Raabs wird Thaya durch die Urkunde nachgewiesen, die Graf Konrad von Raabs am 18. April 1175 in Thaya ausgestellte, worin er zur Gründung einer Ortschaft am Vistritzbach (= Reißbach bei Litschau) dem Johanniterorden in Mailberg Waldland übergab. Nach dem Tod des Grafen von Raabs wurde die Herrschaft Raabs unter den Töchter Agnes und Sophie aufgeteilt. Sophie fiel der östliche Teil mit dem Sitz Raabs zu. Sie heiratete den Grafen von Zollern und wurde so die Stammmutter der Hohenzollern. Der westliche Teil fiel an Agnes, die einen Grafen von Hirschberg heiratete und Litschau zum neuen Herrschaftssitz bestimmte. Die Thaya wurde nun zum Grenzfluss zwischen den beiden neuen Herrschaften, und der Ort Thaya wurde zum Verbindungsort zwischen ihnen. Am linken Thayafluss gehörte es zur Herrschaft von Litschau. Von 1283 bis 1348 hatten die Kuenringer das Gebiet als Lehen. Die Hirschberger und die Kuenringer wurden 1348 von den Puchheimern abgelöst, die Heidenreichstein zu ihrem Herrschaftssitz machten und die Grafschaft bis 1636 besaßen. Sie bauten Thaya zu einem befestigten Ort aus (lat. Oppidulum ‚befestigtes Städtchen‘).
Thaya hatte unter den Böhmeneinfällen, den Husittenkriegen und den Ungarnkriegen viel zu leiden, da es dem Ansturm nicht standhalten konnte. Im 16. Jhdt. besserten sich die Verhältnisse dadurch, dass 1526 Böhmen, Mähren und Ungarn an Österreich fielen und für Thaya damit die Grenzlage wegfiel. Doch dieses Jahrhundert war geprägt durch die Kämpfe der Reformation, die Unzufriedenheit des Adels und der Bauern. Die Puchheimer waren zum Protestantismus übergetreten und verlangten dies auch von der Bevölkerung. Das 16. Jhdt. war eine unruhige Zeit und der Zwiespalt endete erst im Dreißigjährigen Krieg.
1618 und 1619 wurde Thaya niedergebrannt. In den leidvollen Jahren verloren die Puchheimer die Herrschaft über Thaya, die 1636 auf die Grafschaft Lamberg in Waidhofen/Thaya überging. Seit damals ist Thaya mit Waidhofen/Thaya eng verbunden. Den Puchheimern verdankt die Marktgemeinde Thaya das Marktwappen, das auf einer Urkunde des Stiftes Herzogenburg, welches von Weigel von Tayaw den Zehenthof in Thaya kaufte, aufscheint. Es zeigt den rot-weiss-roten Bindenschild an einem Turm, der von zwei Wächterhäuschen flankiert ist. Von 1636 bis 1848 übte die Herrschaft Waidhofen/Thaya unter den Grafen Sprinzenstein, Lamberg und Gudenus auch die Herrschaft über Thaya aus. 1848 wurde die Bezirks- und Gemeindeverwaltung eingeführt, wie wir sie derzeit kennen. Dem Grafen Ferdinand Maximilian Sprinzenstein verdankt Thaya 1666 die Stiftung des Bürgerspitals für 12 arme Personen. Nachdem das Stiftungskapital nicht mehr ausreichte, verlor das Spital Anfang des 20. Jhdts. auch seine Funktion und wurde 1967 abgerissen. Die 1689 erbaute Spitalskapelle zum Hl. Johannes dem Täufer wurde renoviert und dient nun als Aufbahrungskapelle.
Schon 1294 wurde Thaya zugleich mit Litschau zum Markt erhoben. Mit viel Eifer wurde das Gebiet dicht besiedelt. Thaya entwickelte sich zum wirtschaftlichen Zentrum, das zeitweise auch einen Wochenmarkt besaß. Doch konnte es in seiner wirtschaftlichen Entwicklung mit dem nahen Waidhofen nicht Schritt halten, zumal 1359 Herzog Rudolf IV. der Stifter, Thaya den Wochenmarkt entzog mit der Begründung, dass er der Stadt Waidhofen schädlich sei. Durch die vielen Kriege, die unsichere Grenzlage, Missernten und Seuchen entvölkerte sich das Gebiet so sehr, dass eine Reihe von Ortschaften etwa im 15. Jh. wieder verödeten. Sie wurden wohl nach kriegerischen Zerstörungen nicht mehr aufgebaut. In den Flurnamen und in den Sagen von den versunkenen Orten ist die Erinnerung daran bewahrt. Urkunden und freigelegte Grundmauern (z. B. im Hartwald) bezeugen ihre Existenz. Im Pfarrgebiet von Thaya waren es unter anderem rechts von Thaya: Bruck, Netraz, Hard und Kleinhard; links der Thaya: Mospach, Haniftal und Meyrshoff, Sawlings und das 1836 wiederbestiftete Dorf Frühwärts.
Nach dem Dreißigjährigen Krieg blühte das Handwerk in Thaya auf. Von besonderer Bedeutung blieben bis ins 20. Jhdt. die Weberei und die Stickerei. Das städtische Aussehen des Marktes – zahlreiche Stickhäuser – verdankt Thaya den Handelsleuten, gemeint sind die Schweinehändler, die hier ihren Hauptsitz hatten. Sie brachten Thaya im 19. Jhdt. zu einer wirtschaftlichen Blüte. Sie kauften große Schweineherden in Ungarn und Serbien und trieben sie über Wiener Neustadt in das Weinviertel und in das Waldviertel bis hinauf nach Linz und Wels. Wegen ihres Wohlstandes hießen diese Händler scherzweise auch Schweinebarone. Die bedeutendsten Händlerfamilien waren Stoifl und Loidl aus Thaya, die wöchentlich 1200 bis 1600 Schweine kauften und durch etwa 40 Verkäufer absetzen ließen. Dem Handel dienten auch die 7 Gasthäuser in Thaya. Durch ein strenges Seuchengesetz im Jahre 1893 kam der Schweinehandel zum Erliegen.
Der Wohlstand öffnete den Weg zu einer höheren Bildung: aus Thaya ging eine Reihe von Akademikern hervor wie der Chirurg Univ.-Prof. Dr. Leopold Schönbauer und Univ.-Prof. Ing. Dr. Friedrich Hauer. Auch bedeutende Priester stammen aus Thaya, u. a. Altbischof Dr. Franz Žak.
Pfarrort war Thaya schon vor 1150/60. Darum wurden in den klösterlichen Gründungen im Pfarrgebiet Gastern und Kleinzwettl keine Pfarren errichtet. Am 1. Adventsonntag 1203 übernachtete der Passauer Bischof Wolfker in Thaya und verteilte Geschenke. Die erste erhaltene Urkunde über den Bestand der Pfarre ist allerdings erst mit 28. März 1283 datiert, als der Kuenringer Leutold seine Rechte auf die Pfarre Thaya dem Kloster Zwettl übertrug. Da Leutold dieselbe Pfarre dem Zisterzienserkloster Aldersbach in Bayern übertrug, entstand zwischen den beiden Klöstern ein Rechtsstreit, in dem sich die Urkunden mehren. Tatsächlich unterstand die Pfarre Thaya von 1297 bis 1349 dem Kloster Aldersbach. Dann tauschte der Bischof von Passau sie für eine andere Pfarre ein und so war Thaya von 1349 bis 1784 bischöflich passauische Pfarre.
Bei der Errichtung der Diözese St. Pölten 1784 hat sich Kaiser Joseph II. das Patronatsrecht vorbehalten, darum war Thaya von 1784 bis 1939 landesfürstliche Pfarre. Seit der Aufhebung der öffentlichen Patronate im Jahre 1939 ist Thaya bischöfliche Pfarre und untersteht dem Diözesanbischof von St. Pölten. Das Pfarrgebiet erstreckte sich ursprünglich von Thaya bis zum Reinberg. Das Gebiet der 5 Kirchen Gastern, Zwettlern, Weissenbach, Motten und Eggern wurde Oberthaya; Peigarten mit Benefizium und Schlosskapelle und Thaya selbst Niederthaya; 1642 wurde für Oberthaya in Gastern eine neue Pfarre gegründet. 1776 kam Niederedlitz von der Pfarre Raabs nach Thaya, von wo aus der Ort schon immer seelsorglich betreut wurde. 1783 kam Jarolden von der Pfarre Puch nach Thaya, 1958 wurde Kleingöpfritz nach Pfaffenschlag und Kleineberharts nach Waidhofen ausgepfarrt. Es verblieb ein Pfarrgebiet, das eine übersichtliche Einheit darstellt.
Die Pfarre Thaya in den einzelnen Epochen
Mittelalter
Im 10. Jhdt. drangen deutsche Siedler aus Bayern und Franken nach Norden bis Raabs vor. Diese waren schon seit etwa 200 Jahren Christen. Die Grundherrn errichteten für ihre religiöse Betreuung Pfarren. Für die Urpfarre unserer Gegend weihte Bischof Altmann von Passau im Jahre 1080 die Kirche zu Mariä Himmelfahrt in Raabs. Als erste Tochterpfarre für die Besiedlung nach Westen wurde in der ersten Hälfte des 12. Jhdts. die Pfarre Thaya errichtet und mit Grundbesitz und Zehenten dotiert. Den Drittelzehent erhielt das 1112 gegründete Kloster St. Georgen an der Donau (1244 nach Herzogenburg verlegt). In den klösterlichen und adligen Ortsgründungen (Kleinzwettl, Gastern, Weißenbach, Kleinmotten und Eggern) wurden zwar Kirchen gebaut, aber keine Pfarren errichtet, denn der Lehensherr wollte sich durch die Pfarre eine gewisse Oberhoheit sichern.
1229 hatten die Kuenringer die westliche Hälfte der Herrschaft Raabs von deren Erben, den Grafen Hirschberg, zum Lehen genommen. Sie übergaben die Pfarre Thaya 1283 dem Hauskloster der Kuenringer, dem Stifte Zwettl. Da der Lehensherr Graf Hirschberg seine Zustimmung verweigerte, übergaben sie die Pfarre dem Zisterzienserkloster Aldersbach in Bayern, das 1297 die Pfarrherrschaft antrat und dem Pfarrer von Thaya als Lebensunterhalt einen Teil der Grund- und Zehentnutzung überließ. Im Jahre 1349 tauschte das Kloster Aldersbach die entlegene Pfarrherrschaft Thaya mit dem Bischof von Passau für die Pfarre Schönau in Bayern. Damit wurde Thaya bischöflich passauische Pfarre.
An der Dotation des Pfarrers von Thaya änderte sich damit nichts. Den Pfarren oblag auch die Erhaltung einer Pfarrschule. Ab wann das in Thaya der Fall war, ist urkundlich nicht ersichtlich. Die erste Nennung eines Schulmeisters datiert von 1544. Da die ausgedehnte Pfarre nicht vom Pfarrer allein betreut werden konnte, waren Benefiziaten für den Unterhalt von Hilfsgeistlichen gestiftet worden: in Thaya an der Karnerkapelle; das Katharinenbenefizium; das Schlossbenefizium in Peigarten (urkundlich genannt 1386) und das Benefizium der Herrschaft Weissenbach; für Eggern hielt sich der Pfarrer von Thaya einen Eremiten und dieser Eremit war vermutlich ein Ordenspriester. Nicht alle Benefiziaten waren mit Priestern besetzt, da die Dotierung zu gering war. So war Pfarrer Petrus Larenkopf 1544 allein auf der Pfarre: In den Kirchen der Oberen Thayinger Pfarre wurde der Gottesdienst von Thaya aus abwechselnd gefeiert. Im 15. Jhdt. hatte die Pfarre unter den Hussiteneinfällen (1430–1433) und den Ungarnkriegen (1479–1483) einerseits, und den kaiserlichen Truppen andererseits schwer gelitten.
Reformation, Gegenreformation und Dreißigjähriger Krieg
Die Inhaber der Herrschaft Thaya, die Puchheimer auf Heidenreichstein, waren eifrige Anhänger der Reformation. Da die Pfarre Thaya bischöfliche Pfarre war, folgten auch die Untertanen der neuen Lehre, aber die Pfarre blieb mit einem katholischen Geistlichen besetzt. Pfarrer Laurenz Nägele neigte selbst der neuen Lehre zu; er wurde darum 1556 abgesetzt. Sein Nachfolger Pfarrer Theodor Engel (1559–1568) war von den Puchheimern vielen Injurien ausgesetzt, sodass er die Pfarre verlassen musste. Über die Benefizen für Hilfsgeistliche hatten die Grundherren zu bestimmen. Das Katharinenbenefizium wurde nach 1556 eingezogen, ebenso die Einkünfte der anderen Benefizen (Peigarten und Weissenbach). Der Visitationsbericht von 1590 nennt 15 katholisch und 550 protestantisch.
Die Kirche von Weißenbach war mit einem lutherischen Prädikanten besetzt. Gleich zu Beginn des 30 jährigen Krieges 1618 wurden Kirche und Pfarrhof, und im folgenden Jahre der Markt, durch das Kriegsvolk ein Raub der Flammen. Der Pfarrer musste mehrere Wochen lang in Waidhofen wohnen, bis der Pfarrhof notdürftig wiederhergestellt war. Aber auch in der Kriegszeit schritt man an den Neuaufbau der Seelsorge. Am 26. Februar 1642 wurde im Schloss Weissenbach der Stiftbrief für die Pfarre Gastern ausgestellt, die das Gebiet der Oberen Thayinger Pfarre mit den Kirchen in Kleinzwettl, Gastern, Weißenbach, Motten und Eggern umfasste. Sitz des Pfarrers wurde Gastern. Das Patronat über die neue Pfarre wurde dem Pfarrer von Thaya zugesprochen, der bis 1784 das Präsentationsrecht für das Vikariat (später Pfarre) Gastern ausübte. 1784 wurde Eggern aus der Pfarre Gastern ausgegliedert und zu einer eigenen Pfarre erhoben. Wo das lokale Einkommen für den notwendigen Unterhalt für Pfarrer und Kapläne nicht ausreichte, übernahm die Regierung die Besoldung aus dem Vermögen der aufgehobenen Klöster, dem Religionsfond.
Das Konzil von Trient (1545–1565) trug seine Früchte vor allem in einer besseren Ausbildung der Priester, sodass die Rekatholisierung nicht nur auf den Druck der Gegenreformation, sondern auch auf die innere Reform der Kirche zurückzuführen ist. Im Jahre 1643 hatte die Pfarre Thaya 800 katholische und nur mehr 12 lutherische Pfarrkinder.
Barockzeit, Aufklärung, Josephinismus
Die sinnenfreudige Barockzeit kam dem Empfinden des Volkes entgegen und so fühlte sich das Volk unter der Herrschaft von Thron und Altar recht wohl, die Abwehr der Türken schweißte sie zusammen und eine lebensfreudige Kunst, eine tiefverwurzelte Volksreligion mit Feiern und Wallfahrten ließ das Volk seine oft recht karge Lage vergessen.
1773 ist auch Thaya als kleiner Wallfahrtsort belegt durch die Verehrung der Thayinger Madonna in der Bürgerspitalskapelle.
Durch den Josephinismus, der bis ins 20. Jhdt. nachwirkte, wurde die Kirche von der Partnerin des Staates zur Dienerin und auch später meinte die Kirche, sich auf den Staat stützen zu müssen; sie suchte diese Stütze nach dem Untergang der Monarchie 1918 in einer christlichen Partei. Die Kirche hat zu wenig und spät reagiert auf die industrielle Revolution des 19. Jhdts. Sie hat dadurch einen Großteil der Arbeiterschaft verloren. Weil die Großparteien in gegenseitigen Kämpfen ihre Energie verbrauchten, konnte der Nationalsozialismus an die Macht kommen und unsägliches Unheil über das Volk und die Kirche bringen.
In der Pfarre Thaya war das 19. Jhdt. eine relativ ruhige Zeit, da die Pfarre bäuerlich und gewerblich geprägt war. Für den Nationalsozialismus war das Kleinbürgertum anfällig.
Die Nachkriegszeit 1945–1995
Erst nach den unglücklichen Kämpfen mit der sozialdemokratischen Partei und der schweren Verfolgung im Nationalsozialismus setzte sich der Grundsatz der freien Kirche im freien Staat durch. Das Gebiet der Pfarre Thaya reichte ganz an Waidhofen und Pfaffenschlag heran. Zur leichteren seelsorglichen Betreuung wurden die Sixmühle 1876, die Stoißmühle 1882 und die Ortschaft Kleineberharts 1960 von Thaya nach Waidhofen sowie Kleingöpfritz 1958 nach Pfaffenschlag umgepfarrt.
In den Jahren 1967 bis 1972 wuchsen die verbleibenden 8 Ortschaften der Pfarre mit dem Markt Thaya zur Großgemeinde Thaya zusammen; vorher bestanden sechs politische Gemeinden. Marktgemeinde, Pfarrgemeinde und Volksschulgemeinde sind seither deckungsgleich, was viele Vorteile bringt.
Das wichtigste kirchliche Ereignis war das II. Vatikanische Konzil (1962–1965). Es brachte eine Antwort auf die Fragen der Zeit (Papst Joh. XXIII: Aggiornamento). Das im Pfarrleben einschneidendste Ergebnis war die Reform der Liturgie: Volkssprache, Neufassung des Messbuches, neue Perikopenordnung, Volksaltar, aktive Beteiligung der Gläubigen an der Messgestaltung. 1970 waren alle liturgischen Bücher zur Verfügung. Mit dem Konzil haben die Bemühungen der liturgischen Bewegung und der Bibelarbeit (Pius Parsch, Klosterneuburg ab 1921) die kirchliche Bestätigung erfahren. Das Konzil brachte eine Aufbruchstimmung in der Kirche, führte aber bald zu Gegensätzen mit reaktionären Kräften. In der Pfarre Thaya gelang die liturgische Umgestaltung und die Neuorganisierung der Pfarre ohne größere Schwierigkeiten und es konnte eine große Zahl von Mitarbeitern in der Liturgie und in der Seelsorge gewonnen werden.
Die Jahrtausendwende ist von Umbrüchen in vielen Bereichen gekennzeichnet, auch in der Kirche. Die kirchliche Organisation kommt mit der Rasanz der Änderungen nicht immer zurecht. Es bleibt aber zu hoffen, dass die Bewohner wieder neu ihre Orientierung am christlichen Glauben finden werden.